Sambia

Das es oft ganz anders kommt als geplant, hat auch meine Sambiareise mal wieder gezeigt. Aufgrund meiner auslaufenden Aufenthaltsgenehmigung hat es sich angeboten im Dezember das Land zu verlassen und neu einzureisen. Und da dachte ich mir, warum das Ganze nicht mit einem Urlaub im Nachbarland verbinden?

So stand es eigentlich schon lange fest, dass ich im Dezember nach Sambia ausreisen werde. Mitreisende und Abfahrtsdatum haben sich dagegen sehr spontan noch einmal geändert. Zum Glück trocknet die Wäsche hier bei gutem Wetter aber in weniger als einer Stunde, so dass ich in rekordverdächtiger Zeit meinen Rucksack gepackt hatte. Außerdem hat Sam hat mal wieder unter Beweis gestellt, dass sie die beste Mentorin ist und nicht nur der spontanen Ausreise zugestimmt, sondern mich sogar beim Packen beraten.

So habe ich mich dann an einem Freitag Mittag Anfang Dezember, nur wenige Stunden nachdem die Entscheidung dazu gefallen ist, eingequetscht in einem Minibus zusammen mit Rebekka und Julia auf dem Weg nach Lilongwe wiedergefunden.

It’s your office now“

Nach einem Zwischenstopp bei unseren Mitfreiwilligen in Lilongwe sollte es dann am nächsten Tag nach Lusaka, der Hauptstadt Sambias gehen. So zumindest der Plan… Die Grenzüberquerung brachten wir völlig problemlos morgens hinter uns, denn unsere Recherchen hatten ergeben, dass in Chipata, der sambischen Grenzstadt, am späten Vormittag Reisebusse nach Lusaka abfahren sollen. Dort angekommen wurden wir aber eines Besserem belehrt: Abfahrtszeiten sind morgens um 5. Für uns bedeutete das 18 Stunden warten auf den nächsten Bus. Mit den Worten “It’s your office now“ wurden wir aber netterweise dazu eingeladen, die Nacht zusammen mit den Angestellten im TicketOffice auf unseren Isomatten zu verbringen. Und das nenne ich mal Kundenservice: Sogar das Essen und Regenjacken wurde mit uns geteilt!

Der Zwischenstopp in Chipata war zwar unfreiwillig, im Endeffekt aber eigentlich ganz interessant. Denn neben unzähligen Bonanza-Runden haben wir auch den Markt dort mit Weihnachtsbäume, Döner & Co ausgiebig erkunden können.

Nach einer eher kurzen Nacht waren wir dann am nächsten Morgen doch etwas erstaunt, als wir einen wirklich komfortablen Bus vorfanden, der dazu noch pünktlich abgefahren ist. Innerlich freute ich mich schon darauf, noch ein paar Stunden Schlaf im Bus zu erhaschen. Was ich zum Zeitpunkt noch nicht wusste: wir schienen eine der wenigen gewesen zu sein, die pro Person einen Sitzplatz gebucht hatten. Ziemlich schnell musste ich dann auch feststellen, dass die Plätze mittig in der letzten Reihe ein klassischer Anfängerfehler waren: Da heißt es dann nämlich von beiden Seiten “squeze-squeze“. Die restlichen 7h Busfahrt habe ich dann freiwillig hinter der letzten Reihe verbracht und für die nächste Busfahrt dazugelernt!  Ein kleiner Vorteil dabei: Die menschliche Laola-welle die bei jedem Speedbumb durch den Bus gerollt ist ließ sich von hier am besten beobachten 🙂

Zwischen Rückwand und letzter Reihe habe ich dann bei meinem Blick aus dem Busfenster während der 7h Busfahrt vor allem eines gesehen: Grün. Natürlich hat sich die Landschaft mit Übertreten der Grenze nicht schlagartig verändert, aber die weniger dichte Besiedlung und auch geringere Abholzung im Vergleich zu Malawi, fällt einem dann doch recht schnell ins Auge.

Lusaka

Als Hauptstadt Sambias hatten wir mehrere Tage eingeplant um Lusaka zu erkunden. Doch ich muss ganz ehrlich sagen, so wirklich warm geworden bin ich mit der Stadt nicht. Vielleicht liegt es daran dass ich nicht unbedingt ein Großstadtmensch bin, (wobei man mich für eine Stadterkundung eigentlich noch immer begeistern konnte). Aber Lusaka wirkte auf mich, ähnlich wie Lilongwe, neu und irgendwie künstlich. Man muss dazu sagen dass Lusaka, wie viele andere große Städte in Ostafrika, eine noch relativ junge Geschichte hat. Sie begann 1905 mit der Gründung einer Bahnstation und 4 Jahren später der ersten Schule. 1929 zählte der Ort noch unter 2000 Einwohner, allerdings wurde er nur 6 Jahre später aufgrund seiner zentralen Lage und den guten klimatischen Bedingungen zur Hauptstadt des Landes. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Stadt dann förmlich explodiert und zählt heute zwischen 1 und 1.6 Millionen Einwohner.

Und genauso wirkte Lusaka auch auf mich: ein Wohn- und Arbeitsort für unglaublich viele Menschen. Zwar kam mir Lusaka deutlich weniger “verstreut“ als Lilongwe vor und an vielen Stellen doch etwas gepflegter, aber ein Stadtzentrum mit Altstadt, wird man hier vergeblich suchen. Neben dem Nationalmuseum ist das, was gerne als “Kultur“ bezeichnet wird, nur sehr schwach vertreten. Dafür gibt es aber unzählige Märkte auf denen man mit etwas Zeit so allerhand entdecken kann. Und so haben viel Zeit auf den unterschiedlichen Märkten der Stadt verbracht.

Im Reiseführer hatten wir dann außerdem noch vom einem Markt gelesen, der mit Hilfe von deutscher Entwicklungshilfe aufgebaut wurde. Das wollten wir uns dann doch mal genauer ansehen. Dort angekommen waren wir aber gelinde gesagt einfach nur geschockt. Am Eingang wies uns ein Schild extra noch einmal darauf hin, dass dies durch deutsche Entwicklungshilfe finanziert wurde. Dahinter: Inmitten zwischen Hochhäusern ein kleines Areal mit Rundhütten und dem Tourimarkt schlechthin. Soweit ich das beim Herumreisen gesehen habe findet man solche Rundhäuser auf dem Land durchaus mal. Aber hier, inmitten der Großstadt wirkte es doch sehr künstlich und unpassend. Während unserem Besuch haben wir auch nur ausschließlich Touristen dort gesehen. Eigentlich auch kein Wunder, da ausschließlich „Afrika-Andenken „angeboten wurden. Warum sollte ein Einheimischer hier einkaufen? Wir haben nach kurzer Zeit die Flucht ergriffen und ich konnte nicht anders als mich zu fragen: das ist deutsche Entwicklungshilfe? Man mag zwar argumentieren, dass der Markt ein paar Arbeitsplätze schafft. Aber von meinen Steuergeldern wird ein Markt aufgebaut, damit ich beim Reisen meine Souvenirs kaufen kann? Wirklich?

Extrem wirkte auf mich in Lusaka außerdem der Kontrast zwischen westlichen Stadtteilen und dem Rest der Stadt. An einem der trubeligen Stadtmärkte in`s Sharetaxi eingestiegen und an einer Shoppingmall ausgestiegen, waren wir dann doch etwas erstaunt: eine riesige Shoppingmall mit unzählige westliche Ladenketten, Fastfoodrestaurants… (natürlich konnten wir uns bei Burgern im Angebot nicht lange zurückhalten.) 

Und noch eines ist in Lusaka ins Auge gefallen: die Vorweihnachtsstimmung. Weihnachstbäume (schon fertig geschmückt) konnten überall am Straßenrand und aus dem Autofenster aus heraus gekauft werden und wie ich feststellen musste, ist man nicht mal 8000 km von zu Hause vor dem “Last Christmas“ sicher.

Eine Zugfahrt die ist lustig, …

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einer der ehemaligen Züge auf der Strecke

so dachten wir zumindest. Da wir nun schon ziemlich viel Zeit in Bussen verbracht hatten und man sowohl in Malawi als auch in Sambia nur an sehr wenigen Stellen Personenverkehrszüge findet, wollten wir die Chance in Lusaka nutzen und auch das Reisen per Bahn mal ausprobieren. Das die Bahn nicht das schnellst möglichste Transportmittel ist, war uns klar und wir besorgten uns schon mal vorsichtshalber ein 1000 Puzzle und ein Monoplyspiel. Wir hätten die vielen erstaunten Blicke und das Lachen mit der unsere geplante Weiterreise per Zug stets quittiert wurde, aber vielleicht doch etwas ernster nehmen sollen. 

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der einzige Hinweis auf die Existenz des Zuges

Da der Zug laut Reiseführer nur 3 mal die Woche fährt und wir aus unserem Fehler in Chipata gelernt haben sind wir schon am Tag vor unserer Weiterreise zum Bahnhof gefahren. Vorgefunden haben wir aber nur ein verlassenes Bahngebäude. Der einzige Hinweis das hier überhaupt ein Zug fährt war ein kleines Plakat und der Hinweis, dass Tickets erst 2h vor Abfahrt des Zuges verkauft werden. In einem Nebengebäude haben wir dann tatsächlich doch noch eine Bahnangestellte gefunden, die uns die Abfahrtszeit morgen früh bestätigen konnte.

Wir haben uns also am nächsten Tag früh morgens aus den Betten gequält um gegen 7 Uhr am Bahnhof zu sein. Anstelle des verlassenen Bahngebäudes von gestern war der Bahnhof auf einmal sehr belebt. Ich musste doch etwas schmunzeln, als ich die ersten wartenden Mitreisenden entdeckte, die ihren Holzkohlekocher auspackten und anfingen auf dem Bahnsteig zu kochen. Schneller als gedacht wurde ich allerdings neidisch., auf die scheinbar deutlich erfahreneren Fahrgäste.

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Gegen 5 Uhr nachmittags dann ein neuer Hoffnungsanflug: Das TicketOffice öffnete erneut. Und tatsächlich, nach kurzer Wartezeit hielten wir endlich unsere Tickets in den Händen. Siegessicher machten wir sogar noch ein Foto mit unserem hart erkämpften Ticket, denn jetzt konnte es ja höchstens noch 2h dauern bis der Zug kommt. So dachten wir…

 

 

Denn das TicketOffice machte keinerlei Anstalten zu öffnen und das Warten und die Achterbahn der Gefühle begann. Wenn sich mal ein Bahnangestellter zeigte gingen die Aussagen von “far away“ bis “the train arrives in a few next minutes“.

Als gegen 8 Uhr Abends auch die Einheimischen, die Freunde vom Zug abholen wollten aufgaben und heimgingen, fingen wir uns langsam wirklich an Sorgen zu machen, ob der Zug an diesem Tag überhaupt noch kommt. (Später am Abend stellte sich herraus, dass der Zug mittlerweile in Lusaka ist. Aber nicht in den Bahnhof einfahren kann weil sich ein Auto im Bahnübergang festgefahren hat. Man arbeite aber an dem Problem…)

Als wir gegen 10 Uhr die Lichter des Zuges entdecken konnten trauten wir unseren Augen kaum. Nach 15 Stunden warten schleppten wir uns in unser Schlafabteil (das übrigens immer noch günstiger als eine Busfahrt war) und schon kurze Zeit später waren wir alle im Land der Träume. Gegen halb 2 nachts wurde ich vom Zug wach gerüttelt und beim vorsichtigen Blick aus dem Fenster bestätigte sich unsere Befürchtung: Das Bahnhofsschild LUSAKA glitt ganz langsam an uns vorbei. Unsere 19-stündige Fahrt begann erst jetzt. Die 19-stündige Fahrt selbst war durch Monopoly, das 1000 Puzzle und die Landschaft dann deutlich kurzweiliger als gedacht.

Livingstone und die Viktoriafälleälle

Nach dieser Zugfahrt haben wir erst mal ausgeschlafen, bevor dann ein Höhepunkt unserer Reise anstand: die Vikoriafälle. Auf einer Länge von 1688m stürzt der Sambesi über 100m in die Tiefe. Damit sind die Viktoriafälle die größte einheitliche hinabstürzende Wassermenge der Welt und als Weltnaturerbe eingestuft. Der Wasserstand des Sambesi weist aber extreme jahreszeitliche Schwankungen auf, während bei Hochwasser bis zu 550 Million Liter Wasser pro Minute die Fälle runter stürzen sind es bei Niedrigstand bis zu 30 mal weniger. Bei unserem Besuch Anfang Dezember, am Ende der Trockenzeit, hatte der Sambesi leider einen der niedrigsten Wasserstände des ganzes Jahres.

Deshalb haben wir beschlossen unser Geld nicht in eine der vielen Touristenattraktionen zu stecken (Bungeejump, Wildwasserrafting…) und anstelle lieber die Visakosten zu bezahlen und beide Seiten zu besuchen. Ein Großteil der Viktoriafälle liegt nämlich auf der simbabwischen Seite und gerade bei Niedrigstand stürzt der Großteil der Wassermenge hier in die Tiefe.

Und was soll ich dazu noch schreiben? Auch wenn gerade Niedrigstand war, waren die Fälle absolut beeindruckend.

die sambische Seite:

die simbabwische Seite:

Livingstone

 

Natürlich haben wir auch Livingstone etwas erkundet. Die Stadt war bis 1935 koloniale Landeshauptstadt, bevor es dann Lusaka wurde. Nachdem der britische Forscher und Missionar 1855 von einem Einheimischen die Fälle gezeigt bekomme hat, entstand dort die erste europäische Siedlung des damaligen Nordwestrhodesiens. Ich persönlich fand Livingstone deutlich schöner und interessanter als Lusaka. Auch wenn der Fortschritt der Zeit vor Livingstone nicht halt gemacht hat sind noch einige der ursprünglichen Gebäude erhalten und die Innenstadt lädt zu einem Stadtbummel ein. Der Baustil der Häuser hat uns hier irgendwie immer wieder mal an Westernfilme erinnert.

Zu Besuch bei Simba

Nach dem Viktoriafällen haben wir uns dann wieder über Lsuaka auf den Weg nach South Luangwa gemacht. Mit dem Bus lief die Strecke diesmal deutlich reibungsloser ab. Schon in unserer Lodge außerhalb des Nationalparks am Ufer des Luangwa haben wir dann einen Vorgeschmack auf die Vielzahl der Tiere im Park bekommen. Während die Flusspferde genüsslich im Fluss badeten und Elefanten auf der Wiese hinter uns grasten haben die Affen die Scheu vor Menschen verloren und sich nicht nur einmal an unserem Essen bedient.

Die beiden Gamedrives im Park haben absolut nicht zu viel versprochen. Fotos können hier glaube ich mehr beschreiben als Worte.

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Von South Luangwa ging es dann in einem Tag zurück über die Grenze nach Malawi . Im eigenen Bett, im vertrauten Senga Bay, hieß es dann erst mal ausschlafen.

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